Movement is a medicine for creating change in a persons physical, emotional and mental states.
Ein Plädoyer für die Physiotherapie
Viele Patienten bedanken sich nach der Therapie für die „gute Massage“. Was nett gemeint sein soll, ist für Therapierende eine Degradierung unseres Berufstandes. Tagtäglich kämpfen wir dafür, dass unsere Arbeit gesehen und wertgeschätzt wird. Ich habe mich schon oft gefragt, warum Menschen einem Arzt automatisch respektvoll, ja fast schon hörig, begegnen, sich aber bei der Physiotherapie das Recht rausnehmen, die Art der Therapie bestimmen zu wollen, (sexuell) übergriffig zu agieren oder den Therapierenden als Seelenmülleimer zu benutzen.
Vielleicht liegt es daran, dass nicht transparent genug ist, wie viel Zeit (und auch Geld) wir in Ausbildung, Studium und Fortbildungen stecken und welch großer Handlungsspielraum sich daraus ergibt. Vielleicht ist es auch gesellschaftlich begründet, dass das Arztwesen schon immer die höhergestellte Position war, die natürlich auch besser vergütet wird. Ich möchte hier auf keinen Fall die Berufsgruppe der Ärzte angreifen, nur aufzeigen, dass Physiotherapie nicht so weit davon entfernt ist und wir Arbeit leisten, für die Ärzte oftmals keine Zeit finden.
Im Grunde wollen doch alle Gesundheitsberufe dasselbe. Heilen und Helfen. Und jetzt mal ehrlich, andere Menschen heilen zu wollen kostet unglaublich viel Kraft. Wir sind da. Wir hören zu. Wir nehmen Anteil. Wir arbeiten körperlich. Wir kreieren einen Safe Space. Wir opfern unsere eigene Energie, damit andere Menschen sich besser fühlen!
Gott sei Dank trifft man auch auf Menschen, für die es sich lohnt alles zu geben.
Wo sich eine positive Dynamik entwickelt. Wo jemand versteht, welche Brücke wir schlagen. Denn inzwischen ist auch die Fachwelt sich einig, dass Schmerzen sehr viel mehr Ursachen haben, als eine Verletzung von Gewebe. Schmerz ist die Sprache des Körpers, die uns daran erinnert, auf ihn zu hören. In meinen jetzt rund zehn Jahren Berufserfahrung habe ich diverse Gründe für Schmerz gesehen: Unfälle, Todesfälle, unglückliche Beziehungen, Stress im Job, nicht verarbeitete Traumata, Ängste, Druck, Frustration … Diese haben sich gezeigt in: Operationen, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, Bauchschmerzen, Atemnot, Taubheitsgefühl, Migräne …
Doch das alles kann eine Massage nicht heilen. Aber vielleicht können wir es ein Stück besser machen, indem wir uns dem Menschen auf allen Ebenen annehmen. Wir bemühen uns mit Hilfe von bildgebenden Verfahren um eine stimmige Diagnostik. Wir benutzen physiotherapeutische Techniken und üben uns in psychotherapeutischen Gesprächen.
Zu was macht mich das? Therapeutin, Personal Trainerin, neue beste Freundin?
Ausdrücken möchte ich damit nur die enorme Vielfältigkeit der Physiotherapie, die weit über eine Massage hinausgeht.
Und ich bin unendlich dankbar für all meine lieben Patienten out there, die andersrum auch mir zugehört, mich gestützt und in meinem Wachstum begleitet haben. Solche Beziehungen machen diesen Beruf so wertvoll.
Hier noch ein paar Alternativen zu „Danke für die gute Massage“:
Ich fühle mich schon etwas besser.
Ich danke Dir, dass Du mir zugehört hast.
Ich fühle mich sicher/wohl bei Dir.
Ich spüre, dass die Therapie in die richtige Richtung geht.
Vielen Dank für Deine Bemühungen.
Das hast Du toll gemacht.